In Erinnerung an Edelgard Dietzsch

Edelgard Dietzsch bei der ArbeitWir scherzen immer mal mit dem Satz: “Er, sie gehört zum Inventar.“

Edelgard Dietzsch gehörte zum Kulturhaus Büro, seit es dieses gibt, seit 1990. Ein unverwechselbares Original, beständig, wie ihre Frisur und Haarfarbe – der regelmäßige Termin beim Frisör wurde eingehalten. Die ungeliebten Besuche beim Zahnarzt hingegen verschob sie schon mal – Gründe dafür ließen sich finden.

Sie verkörperte das Sekretariat in Stimme und Schrift. Wer im Dock 4 anrief, hatte sie am Apparat und wurde schon mal unwirsch darauf hingewiesen, man möge bitte lauter sprechen, sie habe Hörgeräte. Sie besuchte einmal eine Fortbildungsveranstaltung für „gewandtes Telefonieren“. Nicht dass sie dies nötig gehabt hätte, aber sie war in Vielem ein kooperatives Wesen und ließ sich vom Sinn einer solchen Veranstaltung überzeugen. Danach war sie davon begeistert und kam mit vielen Hinweisen und Ratschlägen wieder, die sie sich zu Herzen nahm, solange das Gegenüber laut und deutlich zu vernehmen war, sonst …

Wer immer Briefe, Verträge, Aufträge und internen Schriftverkehr vom Kulturhaus erhielt, hatte es meist mit ihr zu tun. Über die Jahre hinweg füllte sie die gläsernen Aktenschränke im Kulturhausbüro mehrfach. Alle 5 Jahre kam ein Jahrgang ins Archiv und schuf Platz für neue Akten. Sie begann morgens in aller Frühe ihre Arbeit. Wenn andere zu Bett gingen, stand sie auf. Zwischen halb 6 und halb sieben saß sie bereits am Schreibtisch. Sie wollte das so, es sei die Zeit, in der sie in Ruhe arbeiten könne. Wenn erst mal die Kollegen und Besucher kämen und das Telefon andauernd klingelt, könne sie nicht mehr konzentriert arbeiten. Sie habe nicht die Möglichkeit die Tür zu schließen und wer ins Dock 4 komme, der stehe immer gleich bei ihr im Büro vor ihr. Wenn wir Kollegen, wie es vorkam, uns zwischen Tür und Angel unterhielten, jagte sie uns schon mal lautstark – sie hatte eine kräftige Stimme – davon. Wir sollten uns woanders unterhalten, das sei ihr Arbeitsplatz, bei dem Lärm könne sie nicht arbeiten.

Sie mochte es nicht, wenn Vorgänge liegen blieben. Am liebsten war es ihr, wenn am Ende eines Tages alles erledigt war, sie alles vom Tisch hatte. Das gelang ihr zusehends weniger, was sie nur schwer akzeptieren konnte. Wie oft habe ich Ihr gesagt: „Morgen ist auch noch ein Tag und die Dinge laufen dir schon nicht weg.“ Zum einen stieg die Nachfrage und das Interesse am Dock 4, zum anderen übernahm sie dennoch weitere Aufgaben, z.B. die Raumbelegung der Kursräume. Das war dann ihrs, da wollte sie auch keine Einmischungen. Bei Gelegenheit betonte sie gern, dies gehöre nicht zu Ihren Aufgaben, sie sei hier Bürogehilfin, und wenn es ihr zu viel werde, könne sie das auch wieder abgeben.

In den letzten Wochen ließ ihre Leistungsfähigkeit und – das kannten wir nicht von ihr – ihre Motivation nach. Genau genommen begann es, nachdem ihr Mann, Horst Dietzsch, voriges Jahr verstarb. Sie folgte ihm fast auf den Tag genau ein Jahr später nach. Wir werden Sie in guter Erinnerung behalten.

 

Und wer gießt nun die Zimmerpflanzen?

 

Im Namen das Teams im Kulturhaus Dock 4
Marco Krummenacher